Widerstand erwünscht – Business Resilience zur Krisenprävention

28. November 2022

Unsicherheit ist die sichere Konstante in unserem daily business. Disruption und VUCA (Volatility, Uncertainty, Complexity und Ambiguity) beschreiben diesen Zustand der ständigen Angst der Unternehmen, in dem Krisen den Tagesablauf bestimmen. Dabei stellt sich nicht die Frage, ob eine neue Bedrohung die Geschäftsprozesse beeinträchtigt, sondern wann. Unternehmen sind in dieser Situation oftmals überfordert und ein Krisenmanagement mündet leider in einem blinden Aktionismus, der eine systematische Bewältigung der Krise in noch weitere Ferne rückt. Die vorausschauenden Köpfe haben einen neuen Lösungsansatz ins Spiel der Wirtschaftlichkeit gebracht – die Business Resilience. Doch ist diese Widerstandsfähigkeit ein Allheilmittel für ein gesundes und stabiles Wachstum? Und was ist eigentlich Business Resilience? Widerstandfähig sind wir doch alle – in einem gewissen Maße! Und Ausnahmesituationen sind aus dem Grund extrem, da sie nicht die Regel, also nicht regulierbar sind. Doch wie gehen wir damit um, wie können wir die Krise als Chance nutzen? Damit beschäftigt sich die Business Resilience.

Die Organizational Resilience umfasst die Fähigkeit eines Unternehmens, mit den ständig auftretenden Herausforderungen vorausschauend umzugehen – also Krisenprävention anstatt Krisenmanagement. Das bedeutet, die Veränderungen flexibel aufzunehmen und smarte Lösungen in der Unternehmenslandschaft zu integrieren. Dabei sind sowohl Technologien, Prozesse aber auch die Mitarbeitenden gefordert, diese Unternehmenshaltung zu tragen und – sogar weit mehr – aktiv zu gestalten. Durch diese innere Einstellung über alle Abteilungs- und Hierarchiestufen hinweg entsteht ein agiles Bewusstsein, mit Krisen professionell umzugehen. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass Prozesse, Technologien und Abläufe entsprechend vorbereitet sind. Das Stichwort hierzu lautet „Digitalisierung“, die die Basis bildet und die sich mittels permanenter Weiterentwicklung auf die sich ständig wechselnden Rahmenbedingungen einstellen muss und kann. Diese Digital Resilience, also die Fähigkeit von Systemen, schnell die geänderten Rahmenbedingungen in angepasste Lösungen aufzunehmen, ist letztendlich entscheidend für die Zukunftssicherheit der Unternehmen. Die Digitale Transformation bzw. die Digitale Evolution, die permanente Weiterentwicklung digitaler Systeme, ist der essenzielle Baustein des holistischen Konzepts. Dabei werden Unternehmensprozesse und -strukturen agil monitored, immer unter dem Aspekt einer nachhaltigen und werteorientierten Handlungsweise.

Die Business Resilience setzt auf vier Säulen, um widerstandsfähige Unternehmen aufzubauen, die disruptive Ereignisse in profitable Chancen wandeln. Die immer an erster Stelle stehende Säule ist Finance, denn die harmonische Orchestrierung aller Finanzinstrumente ermöglicht eine finanzielle Widerstandsfähigkeit, die stabil durch Krisen führt. Diese Zielsetzung von Operations besteht in einer robusten operationalen Ebene, die für Stabilität sorgt, wie beispielsweise durchgängige und abgestimmte Lieferketten. Die Kombination von menschlichen Fähigkeiten mit innovativen Technologien zeigt kreative Eigenschaften für dynamische Anpassungen. Dabei sind jedoch die strategischen Betrachtungen wie Markt- und Kundenverhalten nicht zu vernachlässigen, denn dieses fragile Konstrukt der Platzierung am Markt, in Abhängigkeit mit einer finanziellen Sicherheit, ist entscheidend für die Business Resilience eines Unternehmens.

In der Theorie ist jeder Führungskraft diese Vorgehensweise einleuchtend und wird als dringend erforderlich eingestuft. Die Praxis jedoch sieht oftmals etwas anders aus. Eingefahrene Prozesse, fest verankerte Organisationsstrukturen, besitzergreifendes Abteilungsdenken und eine panische Angst vor zusätzlichen Ressourcenbelastungen erschweren ein kreatives Voranschreiten. Was ist hier die Lösung? Der Weg der kleinen Schritte, will heißen, systematisch die einzelnen Bereiche im Unternehmen angehen und dabei das große Ganze nicht aus dem Blick verlieren. Diese Systematik beleuchtet Prozesse, Systeme, Strukturen im Unternehmen, wobei die Unternehmens-DNA immer berücksichtigt wird. Konkret kann sich das beispielsweise in einem Process Mining mit anschließender umfassender Prozessoptimierung, kritischen Analyse der bestehenden Systeme mit der Implementierung moderner Alternativen oder eines methodischen Vorgehens kritischer Geschäftsprozesse in einem digitalen Zwilling zur kontrollierten Risikominimierung gestalten. Vielfältige Möglichkeiten stehen zur Auswahl, die nicht als Insellösungen mit abgegrenztem Geltungsbereich zu sehen sind, sondern als integraler Bestandteil eines umfassenden Konzepts, das eine 360°-Sicht in allen Facetten berücksichtigt. Diese Denkweise unterstützt Unternehmen bei disruptiven Ereignissen, sich schnell und agil auf die geänderten Situationen anzupassen. Vorbereitet sein für den Notfall stellt eine Strategie dar, die Unternehmen ermöglicht, unverzüglich eine Krise in den Griff zu bekommen, die Situation zu stabilisieren, Alternativen zügig umzusetzen und sogar gestärkt in die Zukunft zu blicken.

Business Resilience zu etablieren, ist nicht nur ein Notfallplan für eine Krise, es ist die Fähigkeit eines Unternehmens elastisch zu agieren und mit Bedrohungen proaktiv umzugehen. Entscheidend ist das Bewusstsein, gemeinsam und unter Einbezug aller Bereiche das Ziel zu verfolgen.


Autor: Sabine Rudolf

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