Dass ein kleiner runder Virus die globalen Strukturen so durchmischt, wäre vor gar nicht allzu langer Zeit niemand in den Sinn gekommen. Es kam anders als geplant und die Pandemie zeigt schonungslos vorhandene Schwachstellen auf, insbesondere bei der Koordinierung entlang der Lieferketten treten die Unzulänglichkeiten extrem hervor. Auslöser mag Corona sein, doch die enge Vernetzung der globalen Wirtschaft reagiert extrem auf Ereignisse, deren Ursachen in Politik, Wirtschaft oder auch Naturkatastrophen liegen. Lieferengpässe, Verzögerungen, Gewinnminimierung, das sind die Probleme, mit denen sich Unternehmen heute auseinandersetzen müssen. Es zeigte sich im letzten Jahr ganz deutlich, dass die Versäumnisse der letzten Jahre im Supply Chain drastische Folgen haben. Neue Konzepte sind erforderlich, um die Stolpersteine entlang der Lieferketten zu beseitigen und die Prozesse trotz eines steigenden Wettbewerbsdrucks zu optimieren.
Nicht nur Corona, auch die teilweise schwierigen Handelsbeziehungen zwingen Unternehmen zu neuen Überlegungen. Eine dieser Anschauungen ist beispielsweise die Ausweitung der inländischen Produktion, um die Abhängigkeiten zu reduzieren. Die dadurch entstehenden höheren Kosten lassen sich durch intelligente Lösungen kompensieren. Effizienter, sorgsamer Umgang mit Kapital und Kapazitäten sind längst keine Schlagworte mehr, sondern elementarer Bestandteil optimierter Unternehmensprozesse. Eine der Herausforderungen besteht darin, die Lieferketten krisensicherer zu gestalten und flexibel auf sich ändernde Rahmenbedingungen eingehen zu können. Der erste Schritt in diese neue Normalität ist eine kritische Bestandsaufnahme. Das schonungslose Aufdecken von Schwachstellen und eine nüchterne Darstellung der Risiken helfen, Verbesserungspotenziale zu erkennen und so bewusst die kritischen Faktoren zu meistern. Diese analytische Vorgehensweise ist unbequem und kostenintensiv, doch mit geeigneten Tools und entsprechendem Knowhow wandelt sich ein Manko in eine Chance mit enormen Potenzial in Richtung Gewinn.
Geänderte Rahmenbedingungen erfordern eine flexible Anpassung, um weiterhin die Anforderungen entlang der gesamten Lieferkette optimal zu erfüllen, ja sogar noch Spielraum für Verbesserungen zu ermöglichen. Der Leitspruch „never change a running system“ ist Schnee von gestern. Heute, im Zeitalter der Digitalisierung, lautet die Devise „change is the new world“. Und das zeigt sich schon aktuell in unterschiedlichen praktischen Beispielen. Unternehmen, die permanent ihre Prozesse hinterfragen, Schwachpunkte konstruktiv angehen und aus Fehlern proaktiv lernen, weisen eine erhöhte Produktivität bei minimierten Kapazitäten vor. Moderne Technologien sind die Basis dieser Konzepte, die einer minutiösen Choreografie aller Beteiligten gleicht und oftmals als „Nebeneffekt“ die ökonomischen Anforderungen der Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit erfüllen.
Die Pandemie lehrte uns schmerzlich, diese fortschrittliche Denkweise anzunehmen, aus dem bequemen Sessel der Gewohnheit aufzustehen und aktiv die Zukunft zu gestalten. Denn Fortschritt kann nur bewerkstelligt werden, wenn dynamisch die wechselnden Anforderungen in den Prozessen berücksichtigt werden. Die Systeme haben das Potenzial, diese veränderten Business-Gewohnheiten automatisiert zu gestalten. Diese Möglichkeit der Software gilt es nun gezielt und für die jeweiligen Anforderungen anzupassen und zu nutzen.
Eine Voraussetzung eines Supply Chain Management-Systems ist die umfassende Transparenz des gesamten Liefernetzwerks. Mit Schnelligkeit, akkurater Planung von Angebot und Nachfrage sowie Konzepte zur Ausfallsicherheit und Optimierung aller Transportmittel und -wege, festigt sich das Vertrauen der Entscheider und fundiert die Kundenloyalität – der Garant für eine erfolgreiche Geschäftsbeziehung. Dieses Ziel lässt sich durch eine modulare Orchestrierung einzelner Komponenten innerhalb einer harmonischen Softwarelandschaft realisieren. Multidimensionale Geschäftsprozesse, die Analysen, Planungsszenarien, Beziehungen zu Lieferanten und Kunden sowie betriebswirtschaftliche Aspekte integrieren, liefern die notwendige Agilität und Erkenntnisse für stetige Weiterentwicklungen und Anpassungen an geänderte Marktsituationen – auch kurzfristig und in allen Ebenen. Ergänzt um KI, maschinellem Lernen und vorausschauender Intelligenz sind so die Unternehmen für die Zukunft bestens gerüstet.
Autor: Claus Engel
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